Ludus notionum. Das Spiel der Begriffe. Mit Nikolaus von Kues auf der Jagd nach dem treffenden Wort
Von Donnerstag 19. Juni bis Sonntag 22. Juni 2014
Im Dialogus De ludo globi stellt Cusanus den spielerischen Charakter menschlichen Denkens bildlich dar und führt ihn praktisch vor. In der tätigen Bildbeziehung des endlichen Geistes des Menschen zum unendlichen Geist des Schöpfers erfährt sich das Erkennen als ein bildlich-schöpferischer Prozess. Der menschliche Geist erkennt, indem er misst und vergleicht, Einteilungen vor nimmt, Begriffe findet und Namen gibt. Doch wer das Ganze nicht kennt, kann auch seine Teile nicht präzise erfassen, wer das absolute Maß aller Dinge nicht erkennen und benennen kann, muss immer neue Namen und Begriffe erfinden und zusehen, ob sie sich bewähren.
Begriffe und Namen sind mutmaßende Ausgriffe in die bewegte Mannigfaltigkeit der Welt, die zu ordnen sie ersonnen wurden. Das Feldbeider ist ständig in Bewegung. Nicht das Finden einer festgefügten Ordnung, sondern das immer erneute Anpassen der Mutmaßungen zum Zweck der Mitteilung und Verständigung auf dem gemeinsamen Weg zur Wahrheit ist die Aufgabe des Menschen.
Als Werke des Menschen bleiben auch seine Begriffe, so hilfreich und treffend sie im Kontext ihres Ursprungs erscheinen mögen, unvollkommen. Ihre Deutungs kraft ist dem Wechsel der Zeiten und der Umstände unterworfen. Was einst bedeutungsvoll war und zur Verständigung geeignet erschien, klingt mit der Zeit absurd (Compl. Theol.). Darin zeigt sich die Not, die uns aufruft, einen neuen Wurf zu wagen, neue Begriffe zu bilden.
Die Endlichkeit des Menschen und die Unvollkommenheit seiner Werke werden somit zur Grundlage seiner Kreativität. Denn die Verbindung von Endlichkeit und Freiheit enthält die Möglichkeit und zugleich die Aufforderung zum Spiel. Cusanus vollzieht selbst, was er als Los des Menschen beschreibt. Sein Werk ist ein Spiel mit verschiedenen Darstellungsweisen, mit verschiedenen Perspektiven der Einen Wahrheit. Das Erfinden und Rechtfertigen neuer Namen Gottes ist dafür nur ein weiteres Beispiel - ein kunstvolles Spiel mit Begriffen, das der Autor mit Leidenschaft betreibt.
Der Titel Ludus notionum ist unser Versuch zu beschreiben, was Cusanus tut, wenn er philosophiert. Wir stellen damit auch die Frage, wer spielt und was hier gespielt wird.
Programm
Veranstaltungsort: Universität Hildesheim
Organisation: Prof. Dr. Tilman Borsche und Susann KabischIm Dialogus De ludo globi stellt Cusanus den spielerischen Charakter menschlichen Denkens bildlich dar und führt ihn praktisch vor. In der tätigen Bildbeziehung des endlichen Geistes des Menschen zum unendlichen Geist des Schöpfers erfährt sich das Erkennen als ein bildlich-schöpferischer Prozess. Der menschliche Geist erkennt, indem er misst und vergleicht, Einteilungen vor nimmt, Begriffe findet und Namen gibt. Doch wer das Ganze nicht kennt, kann auch seine Teile nicht präzise erfassen, wer das absolute Maß aller Dinge nicht erkennen und benennen kann, muss immer neue Namen und Begriffe erfinden und zusehen, ob sie sich bewähren.
Begriffe und Namen sind mutmaßende Ausgriffe in die bewegte Mannigfaltigkeit der Welt, die zu ordnen sie ersonnen wurden. Das Feldbeider ist ständig in Bewegung. Nicht das Finden einer festgefügten Ordnung, sondern das immer erneute Anpassen der Mutmaßungen zum Zweck der Mitteilung und Verständigung auf dem gemeinsamen Weg zur Wahrheit ist die Aufgabe des Menschen.
Als Werke des Menschen bleiben auch seine Begriffe, so hilfreich und treffend sie im Kontext ihres Ursprungs erscheinen mögen, unvollkommen. Ihre Deutungs kraft ist dem Wechsel der Zeiten und der Umstände unterworfen. Was einst bedeutungsvoll war und zur Verständigung geeignet erschien, klingt mit der Zeit absurd (Compl. Theol.). Darin zeigt sich die Not, die uns aufruft, einen neuen Wurf zu wagen, neue Begriffe zu bilden.
Die Endlichkeit des Menschen und die Unvollkommenheit seiner Werke werden somit zur Grundlage seiner Kreativität. Denn die Verbindung von Endlichkeit und Freiheit enthält die Möglichkeit und zugleich die Aufforderung zum Spiel. Cusanus vollzieht selbst, was er als Los des Menschen beschreibt. Sein Werk ist ein Spiel mit verschiedenen Darstellungsweisen, mit verschiedenen Perspektiven der Einen Wahrheit. Das Erfinden und Rechtfertigen neuer Namen Gottes ist dafür nur ein weiteres Beispiel - ein kunstvolles Spiel mit Begriffen, das der Autor mit Leidenschaft betreibt.
Der Titel Ludus notionum ist unser Versuch zu beschreiben, was Cusanus tut, wenn er philosophiert. Wir stellen damit auch die Frage, wer spielt und was hier gespielt wird.
Programm
Do 19. Juni
Begrüßung und Moderation: Tim Borsche
18h c.t.
Markus Riedenauer
Eröffnungsvortrag: Versuchungen und
Versuche des Denkens
20:00
Abendessen im „Campus“
Fr 20. Juni
09:15 – 10:15
Kazuhiko Yamaki
Idiota ludens – ein Gedanke aus den
späten Jahren des Kardinals
10:30 – 11:30
Detlef Thiel
Kreis, Koinzidenz, Indifferenz,
Polarität. Begriffsspiele bei Cusanus und Friedlaender /Mynona
11:45 – 12:45
Claus-Arthur Scheier
Spiel und Virtualität – ein Problem
der medialen Moderne
14h – 16h
Buffet-Mittagessen im Hotel Van der
Valk am Marktplatz
Besichtigungen: Bernwardstür im
Roemer-Pelizaeus-Museum u.a.
16:00 – 17:00
Martina Roesner
Das Spiel der Spiegel und Prismen. Die
Stellung der menschlichen Vernunft zwischen Gottebenbildlichkeit und
Kontingenz bei Meister Eckhart und Cusanus
17.15 – 18.15
Christine Bacher
Spielerische Mystik bei Nikolaus von
Kues
18:30
Abendessen im Michaeliskloster
19:15 – 20:15
Susann Kabisch
Freiheit als Kreativität bei Nikolaus
von Kues und Giovanni Pico della Mirandola
ab 20:30
Abendeinladung Villa Silberfund
Sa 21. Juni
09:15 – 10:15
Elena Filippi
Das Spiel aller Spiele: Spiegel und
Pfeile auf dem Weg zur Selbsterkenntnis. Cusanus‘ Anthropologie und
die zeitgenössische Kunst zwischen spätmittelalterlicher
Frömmigkeit und humanistischem Ansporn
10:30 – 11:30
Wolfgang Christian Schneider
Logik und Sinnspiel. Spekulative
Schemata des Mittelalters bis zur Figura P des Cusanus
11:45 – 12:45
Marc Föcking
Spielen, Sprechen und Schreiben. De
ludo globi und der Renaissance-Dialog
13h
Mittagessen: Michaeliskloster. Zeit für
Michaeliskirche
15:00 – 16:00
Thomas Leinkauf
Spielräume des endlichen Denkens
(Arbeitstitel)
16:15 – 17:15
Michael Eckert
„...es ist nur ein Spiel, seid nicht
so pathetisch“ (Nietzsche). Ästhetische Reflexionen zum
Verhältnis von Spiel und Wahrheit in De ludo globi von Nikolaus von
Kues.
17:30 – 18:30
Norbert Winkler
Fürstliche Laien spielerisch belehrt.
Philosophische Begrifflichkeit und metaphorische Rede
18:30
Abendessen im Michaeliskloster
ab 20h
Universitätssommerfest, Kulturcampus der Domäne Marienburg
Universitätssommerfest, Kulturcampus der Domäne Marienburg
So 22. Juni
10:00 – 11:00
Inigo Bocken
Das Spiel des Gleichgewichts –
concordantia als coniectura bei Nicolaus Cusanus
11:15 – 12:15
Tilman Borsche
coniecturae fluxibiles – mit der Zeit
ändern sich die Regeln
12:15 – 12:45
Schlussgespräch
13h
Mittagessen: Michaeliskloster
Mittagessen: Michaeliskloster
14h ENDE
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