Nikolaus von Kues: man muss im „Partikulären“ verfahren
Von: Andrea Fiamma
In
der Schrift De
filiatione Dei1
versucht
Cusanus das Verhältnis zwischen den Allgemein-Begriffen und der
menschlichen Erkenntnis zu bestimmen. Er gebraucht ein alltägliches
Beispiel:
Ein Malermeister möchte einen Schüler in der ars der pictura unterrichten. Dabei weil er nicht die allgemeine Erkenntnis der “ars pictoria” auf den Schüler direkt übertragen kann, muß er schrittweise fortfahren. Er muß ihn unterrichten:
Ein Malermeister möchte einen Schüler in der ars der pictura unterrichten. Dabei weil er nicht die allgemeine Erkenntnis der “ars pictoria” auf den Schüler direkt übertragen kann, muß er schrittweise fortfahren. Er muß ihn unterrichten:
i) zuerst, wie man eine Linie aufzeichen kann,
ii) dann wie man das Portrait eines Antlitzes mahlen kann
iii) und schließlich wie man ein Leinwandgemälde gestalten kann.
Der
ganze Schulunterricht müß im „Partikulären“ verfahren. Denn
jede Erkenntnis sei ein Einzelwissen. Cusanus sagt: «die
Meisterschaft ist die Hinübernahme des Einzelwissens in die
universale Kunst; zwischen beiden herrscht kein Verhältnis»2.
Das heißt: wenn wir die Allgemein-Begriffe durch die ratio, die in der ordentlichen Reihenfolge von Zeit und Ort sich bewegt, erkennen möchten, müßen wir schrittweise vorgehen. Wir müßen zwar eine Reihe von „Einzelwissen“ entwickeln: die seienden Dinge müßen im Vernunft-Denken und durch ihr „im-Verhältnis-Sein“ (proportio) begriffen werden. Das Einzelwissen kommt aus den Sinneswahrnehmungen; die ratio nimmt die Ergebnisse, die aus der sinnlichen Erkenntnis kommen, und „berechnet“ dann die Eigenschaften der Dinge. Die Rechnung bestimmt die Verhältnisse zwischen den einzelnen Eigenschaften. Die Singularität der Eigenschaften kommt aus der Sinneswahrnehmung, die die Eigenschaften der Dinge als einzelne Eigenschaften nimmt (z.B.: die Größe, die Farbe, die Härte).
Das heißt: wenn wir die Allgemein-Begriffe durch die ratio, die in der ordentlichen Reihenfolge von Zeit und Ort sich bewegt, erkennen möchten, müßen wir schrittweise vorgehen. Wir müßen zwar eine Reihe von „Einzelwissen“ entwickeln: die seienden Dinge müßen im Vernunft-Denken und durch ihr „im-Verhältnis-Sein“ (proportio) begriffen werden. Das Einzelwissen kommt aus den Sinneswahrnehmungen; die ratio nimmt die Ergebnisse, die aus der sinnlichen Erkenntnis kommen, und „berechnet“ dann die Eigenschaften der Dinge. Die Rechnung bestimmt die Verhältnisse zwischen den einzelnen Eigenschaften. Die Singularität der Eigenschaften kommt aus der Sinneswahrnehmung, die die Eigenschaften der Dinge als einzelne Eigenschaften nimmt (z.B.: die Größe, die Farbe, die Härte).
Die
ratio
erbaut die vielen Verbindungen zwischen den einzelnen species, weil
sie die gemeinsamen Eigenschaften erkennt; am Ende kann sie eine
Verhältnisgleichung zwischen den vielfachen species
erstellen. Die Begriffe entstehen als „Einzelwissen“, weil sie
aus der Sinneswahrnehmung kommen, aber werden in der ratio
vernetzt. Die ratio
schafft so die Begriffe als Netztwerke zwischen den einzelnen
species.
Schlußendlich ist: das „im-Verhältnis-Sein“ also ein Produkt
der ratio,
in dem, aus dem Partikulären, die Allgemein-Begriffe gebildet
werden. Das Mittel dieser Produktion ist die Verhältnisgleichung
(proportio).
Wir können nicht unmittelbar die Allgemein-Begriffe erreichen, wenn wir nicht durch das Partikuläre laufen: «in dieser Welt mühen wir uns mittels der Sinne, die nur einzelnes erreichen. Wir werden von der sinnlichen Welt der Einzeldinge zu der universalen Kunst hinüber befördert, die in der Geistwelt ist»3. Es gibt allerdings keinen aristotelischen „Aufbau“ von den sprachlichen Strukturen des Seienden zu den Bezeichnungen, weil Cusanus denkt daß die Sprache aus menschlicher und konventioneller Übereinstimmung kommt, die das Vernunft-Denken vermittelt.
Wir können nicht unmittelbar die Allgemein-Begriffe erreichen, wenn wir nicht durch das Partikuläre laufen: «in dieser Welt mühen wir uns mittels der Sinne, die nur einzelnes erreichen. Wir werden von der sinnlichen Welt der Einzeldinge zu der universalen Kunst hinüber befördert, die in der Geistwelt ist»3. Es gibt allerdings keinen aristotelischen „Aufbau“ von den sprachlichen Strukturen des Seienden zu den Bezeichnungen, weil Cusanus denkt daß die Sprache aus menschlicher und konventioneller Übereinstimmung kommt, die das Vernunft-Denken vermittelt.
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1
Nikolaus von Kues, De
filiatione Dei
in Textauswahl
in deutscher Übersetzung,
Heft 5: Über
Gotteskindschaft,
Deutsche Übersetzung von Harald Schwaetzer, Trier: Paulinus-Verlag,
2001.
2
Ibid. (57,1)
3
Ibid. (57, 5)
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